Im Februar geschah alles rasend schnell – auf einmal standen wir in der LFT und hatten Unterricht im Startercourse, den wir alle erfolgreich absolvierten. Nach diesen eindrucksvollen Wochen fing im März dann auch das reguläre Semester des Hochschulstudiums an.
Der Aufbau unseres Studiums sieht vor, dass ab dem vierten Semester in Teilzeit studiert wird, denn jeden Donnerstag und Freitag sind wir an der Flugschule für Theorieunterricht.
Am Montag einer jeden Woche hatten wir das Glück, uns mit RTFR, also Regelung- und Flugregelungstechnik, auseinanderzusetzen.
Hierbei führte uns der bereits bekannte, modische Professor (rot-blau geht immer!), der jeden Trend mitmacht und inzwischen unter die Pokemontrainer gegangen ist, in die Welt der Regler, der Steuerungen und der P-, I-, D- oder gleich alles zusammen: PID-Glieder.
Das war für einige mühsam, für andere durchaus spaßig. Worauf muss bei einer Reglerauslegung geachtet werden? Ist es vertretbar, wenn ich meinen Ofen auf 300 °C einstelle, er aber kurzzeitig die 600 °C überschreitet, um den Regelwert von 300 °C zu erreichen? Oder ist es sinnvoll 45 Minuten zu warten, bis der Ofen den Wert 260 °C erreicht, obwohl der Sollwert unverändert bleibt?
Wie erkennen Flugzeuge kurzfristige Windveränderungen vor dem Flügel? Wie kann man darauf präventiv reagieren? Und ist diese Frage nicht ein Widerspruch in sich?
In der zweiten Semesterhälfte entwickelten wir eine A380 in Simulink. Die Triebwerke, Kinematik, Aerodynamik, Stellendynamik aber auch die Regelung und Steuerung der A380 wurden wochenlang ausgearbeitet und verbessert, sodass sie letztendlich auf Mausklick und Tastaturdruck perfekt reagierte und jeglicher Eigenwille unserer Kreation gebrochen wurde.
Für einen großen Teil des Kurses bedeutete Montag leider auch: Thermodynamik!
Denn das verpatzte Modul aus dem zweiten Semester musste ja irgendwann nachgeholt werden. Trotz neuer Besetzung des Dozenten, was den Problemen vom letzten Mal nur sehr bedingt zuträglich war, konnten viele von uns das Modul Thermodynamik abschließen – und das teilweise gar nicht mal so schlecht.
Dienstags ging es dann an Simulatortechnik.
Dieses Modul wurde von einem Dozenten durchgeführt, der bis vor Kurzem noch im DLR gearbeitet hat und nun die Forschung und Entwicklung auch im ILST einkehren lies.
Alle Studenten wurden in Gruppen zu je 6 Mitgliedern eingeteilt, die jeweils ein Teilmodul der Gesamtaufgabe des Semesters erhielten, was in den 15 Wochen zur Perfektion programmiert werden musste: die flugfähige Simulation eines Flugzeugs unter anderem im Cockpit des 737-Projekts des IAT Bremen. Dazu gab es folgende Aufgabenverteilung:
- Anzeigen: Das Navigation Display für das Cockpit programmieren
- Environment: Die Darstellung der Umgebung sicherstellen sowie Wind und Boden definieren
- Hardware: Die Ansteuerung der Cockpithardware
- Flugmodell: Die Erweiterung des Flugmodells aus RTFR um Fahrwerk und Klappen
- Gesamtintegration: Sicherstellung, dass alle Programme laufen
- Dispatcher: Zentralen Datenknoten programmieren
Diese Module mussten am Ende als Einheit einen flugfähigen Simulator erzeugen, mit dem der Dozent dann von Braunschweig nach Frankfurt fliegen kann.
Diese Arbeiten mussten natürlich dokumentiert werden. Am Ende flog unser Airbeing 780 ganz prächtig und sorgte für massenhaft gute Noten.
Mittwochs war Tag des Luftverkehrswesens. Unser Dozent ist Angestellter am Flughafen Bremen und konnte viele Geschichten aus dem Flughafenalltag mit dem Lehrinhalt des Moduls verknüpfen, sodass wir viele Einblicke in das Flughafenwesen erhalten konnten.
Das Modul selbst behandelte rechtliche Fragen: Wessen Recht gilt an Bord eines deutschen Flugzeuges über Kanada? Welche Organisation regelt die SARPS, und was sind SARPS? Aber auch Fragen über den Sicherheitsaufbau eines Flughafens, also Dinge wie Airside, Landside und Bauschutzbereich konnten geklärt werden.
Insgesamt ein eher trockenes Modul mit einigen Überschneidungen mit der Flugschule, das aber mit Engagement in insgesamt 7 Vorlesungen blendend an alle anwesenden Studenten vermittelt wurde. Eine Flughafenführung gehörte natürlich zum Programm!
Genauso abrupt, wie das Semester anfing, war es dann auch schon wieder vorbei. Wir haben den ganzen Juli über frei. Genug Zeit also, um uns zu erholen und die ersten internen Flugschulprüfungen im September vorzubereiten.
Denn trotz vorlesungsfreier Zeit bis Anfang Oktober startet die Flugschule mit 5 Tagen Unterricht die Woche bereits im August – was uns ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubert!